Tipp von Beatrice Altorfer: Das Leuchten der Rentiere / Ann-Helén Laestadius

Elsa lebt mit ihren Eltern und ihrem Bruder im hohen Norden Schwedens. Die Familie führt ihr Leben in der Tradition der Samen und lebt von der Rentierhaltung. Elsa besucht eine samische Schule und spürt täglich die Ausgrenzung und Abneigung der schwedischen Kinder in der angrenzenden Schule. Eines Morgens geht Elsa allein zur Rentierherde ihrer Eltern um nach ihrem Kalb zu sehen. Was sie dann am Rentiergehege erlebt, bestimmt ihre ganze Kindheit und ihr weiteres Leben. Als sich auch noch ihr bester Freund das Leben nimmt, verliert sie beinahe den Boden unter den Füssen.

Rentiere bestimmen das Leben der Samen. Sie sind Lebensgrundlage und Lebenszweck. Doch Verbrechen an den Tieren sind an der Tagesordnung. Verzweiflung und Mutlosigkeit und Wut, dass die Samen von der örtlichen Polizei keine Unterstützung bekommen, werden immer grösser. Je älter Elsa wird, desto klarer wird ihr, dass sie sich selber wehren muss. Eigenständig und mutig wie sie ist, findet sie als junge Erwachsene schliesslich die Kraft, sich von den Schatten ihrer Kindheit zu befreien.

Die Autorin Ann-Helén Laestadius ist Journalistin und selber Samin. Durch ihre Figur Elsa erzählt sie eindrücklich die aktuelle Geschichte der Samen, die unter schwierigen Umständen ihren Weg zwischen Tradition und Moderne finden müssen.

Tipp von Beatrice Altorfer: Wild Seas. Die Schönheit und Zerbrechlichkeit der Ozeane / Thomas Peschak

Der Naturschutzfotograf Thomas Peschak nimmt die Betrachterinnen und Betrachter dieses wunderschönen Bildbandes mit in den geheimnisvollen Lebensraum Meer. Dieser Lebensraum, der den Menschen eigentlich nicht zugänglich wäre und immer mehr von ihnen zerstört wird, ist dem Fotografen ein grosses Anliegen. Mit seinen beeindruckenden Fotos lässt er uns teilhaben am Leben von Pinguinen, Seeschlangen, Haien, Rochen, Meeresschildkröten, Vögeln und ganz vielen weiteren Tieren. Sehr interessant berichtet Peschak über seine Anstrengungen, um überhaupt solche Naturfotografien machen zu können. Der Fotoband wechselt zwischen Bildern von unglaublicher Schönheit und Fotos von getöteten Tieren, die durch Fischerei, Umweltzerstörung und invasive Tiere ihr Leben lassen mussten. Diese Aufnahmen sind kaum zu ertragen und beleuchten eindrücklich, was immer mehr durch den Einfluss der Menschen verloren geht.

Tipp von Beatrice Altorfer: Herz aus Stein / Séverine Gauthier und Jérémie Almanza

Ein wunderschön illustrierter Comic, in dem es um drei Kinder mit ganz speziellen Herzen geht. Die Hauptfigur ist ein Junge, bei dessen Geburt der Arzt feststellt, dass er kein normales Herz hat, sondern eines aus Stein. Dies beschert dem Kind ein Leben in Einsamkeit und Unglück, denn es kann nicht mit anderen Menschen interagieren. Seine Eltern verzweifeln an seinem unzugänglichen Wesen und überlassen es sich selbst. Am gleichen Tag kommt ein Mädchen zur Welt, das mit seinem fröhlichen Charakter alle Sympathien gewinnt. Sein Herz ist eine Artischocke. In der Schule treffen die beiden Kinder aufeinander und das Mädchen fühlt sich unwiderstehlich vom Jungen mit dem Herzen aus Stein angezogen. Mit Blättern von seinem Artischockenherzen versucht es, zum Jungen durchzudringen, bis auch es verzweifelt aufgibt. Dann kommt ein drittes Kind ins Spiel, mit einem goldenen Herz…

Eine melancholische Geschichte, die am Ende doch etwas hoffnungsvoller wird.   

Link zum Buch

Tipp von Beatrice Altorfer: City of Girls / Elizabeth Gilbert

Die 19 jährige Vivian lässt sich im Leben treiben und hat bis jetzt nichts so richtig durchgezogen. Gerade wurde sie aus einem teuren Internat geworfen, weil ihre Noten so schlecht waren und die Schulleitung keine Anzeichen sieht, dass sie sich verbessern will. Ihre Eltern schicken die gelangweilte Jugendliche nach New York zu ihrer Tante, die ein kleines, heruntergekommenes Theater betreibt. In diesem Theaterbetrieb im New York der 1940 er Jahre lernt Vivian das schillernde Leben von Schauspielern und Revuegirls kennen. Zusammen mit der schönen Tänzerin Celia lässt sie es krachen, sie gibt sich dem Alkohol und den Männern hin. Ihr Leben gleicht einer Orgie, die sich Nacht für Nacht wiederholt. Tagsüber schafft sie wundervolle Kostüme für das Theater. In einer alkoholvernebelten Nacht lässt sich Vivian zu einem Fehler verleiten und wird letztlich Opfer einer scheinheiligen Gesellschaft. Doch Vivian steht wieder auf und findet schliesslich den Weg zu sich…

Tipp von Beatrice Altorfer: 50 kleine Revolutionen, mit denen du die Welt schöner machst / Pierdomenico Baccalario

Mit kleinen Dingen lässt sich viel bewirken, sei es für die Umwelt oder für die Menschen um uns herum. Dieses Buch liefert 50 einfach umsetzbare Ideen, wie Jugendliche (aber auch Erwachsene!) für sich selbst und ihr Umfeld einen Unterschied machen können.

Im Bereich Umwelt wäre zum Beispiel das Experiment, einen ganzen Tag ohne Strom auszukommen. Oder eine ganze Woche lang kein Fleisch zu essen oder eine Pflanze zu setzen, die Bienen Nahrung liefert.

Für den zwischenmenschlichen Bereich gibt es einige interessante Ideen, etwa ein Nachbarskind, das man noch nicht so gut kennt, auf ein Eis einzuladen. Unterstützung für Wild- und Heimtiere wird ebenfalls erwähnt. Herausfordernd ist sicher die Idee, sich seinen eigenen Ängsten bewusst zu werden, eine davon zu wählen und zu versuchen, sie zu überwinden.

Jede Leserin, jeder Leser wird etwas finden, das sich eignet um mit sich selbst, dem Umfeld und der Umwelt besser umzugehen.

Tipp von Beatrice Altorfer: Zuckerfrei für Berufstätige/Hannah Frey

Die schädliche Wirkung von Zucker auf die Gesundheit ist mittlerweile bekannt. Doch wie gelingt der Umstieg auf eine gesündere Ernährung ohne Zucker? Viele Fertigprodukte enthalten Zucker, darum steht vielleicht eine grössere Ernährungsumstellung bevor, wenn der Zucker reduziert oder ganz weggelassen werden soll. Im ausgefüllten Alltag fehlt oft die Zeit zum Ausprobieren von neuen Rezepten. Freys Buch gibt hier wertvolle Tipps. Sie gibt zuerst einen Überblick über die gesundheitlichen Aspekte des Zuckerkonsums und bietet dann eine abwechslungsreiche Fülle von einfachen Menus. Dazu kommen Vorschläge zur Planung der ganze Woche, wodurch das tägliche Überlegen und Einkaufen entfällt. Und zu guter Letzt: Verzicht auf Zucker bedeutet zum Glück nicht vollständigen Verzicht auf Desserts oder Energieriegel, denn auch für kleine Belohnungen oder Tröster gibt es Rezepte.

Tipp von Beatrice Altorfer: Die Nickel Boys / Colson Whitehead

Der sechzehnjährige Elwood lebt mit seiner Grossmutter im schwarzen Ghetto von Tallahassee, Florida. Es ist Anfang der sechziger Jahre und Elwood spürt täglich den Rassismus. Als er den Reden und Schriften von Martin Luther King begegnet, tut sich ihm ein neues Ideenuniversum auf. Auch er möchte sich für eine bessere Gesellschaft einsetzen und versucht, alles korrekt zu machen: die Schule, seinen Aushilfsjob, den Umgang mit seiner Grossmutter. Unterstützt von einem Lehrer, besucht er Kurse für das College und bekommt schliesslich den ersehnten Platz. Auf dem Weg zum ersten Schultag geht sein Fahrrad kaputt und er wird von einem Auto mitgenommen. Zu seinem Pech hat der Fahrer das Auto gestohlen. Sie werden angehalten und Elwood wird ohne gerechtes Verfahren in die Besserungsanstalt Nickel Academy gesperrt.
Im Nickel beginnt Elwoods grösster Albtraum. Mit seiner Freundlichkeit und seinem anständigen Wesen passt er nicht in die Welt der harten und bitteren Jugendlichen. Die Jungen werden missbraucht, gepeinigt und ausgenutzt, es ist die Hölle. Schliesslich trifft Elwood einen verzweifelten Entschluss.
Eindrücklich beschreibt Whitehead den tief verwurzelten Rassismus in Amerika. Erschütternd zu lesen ist auch, was aus Kindern und Jugendlichen wird, wenn sie der Willkür und dem Hass von Erwachsenen hilflos ausgeliefert sind.

Tipp von Beatrice Altorfer: Manhattan Beach / Jennifer Egan

Anna wächst in einfachen Verhältnissen im New York der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts auf. Was ihr Vater berufsmässig macht weiss sie nicht genau. Doch so lange sie ein Kind ist, darf sie ihn auf seinen Geschäftsbesuchen begleiten. In der engen Familienwohnung  leben auch noch ihre schwer behinderte Schwester und ihre überarbeitete Mutter. Je älter Anna wird, umso mehr verliert sie ihren Status als Prinzessin bei ihrem Vater, bis er eines Tages gar nicht mehr zu Hause auftaucht und sich Anna und ihre Mutter allein um Geld und Pflege für die Schwester kümmern müssen.
Dann beginnt der Krieg und Anna bekommt in der Marinewerft von Brooklyn einen Job. Dort lernt sie eine junge Frau in ihrem Alter kennen, die sie ins New Yorker Nachtleben einführt. Anna trifft den ehemaligen Geschäftspartner ihres Vaters wieder und findet langsam heraus, in welcher Art von Geschäft er tätig gewesen war.
Während einem Mittagsspaziergang über die Werft beobachtet Anna Berufstaucher und weiss ab dann, dass sie Taucherin werden will. Mit eisernem Willen und gegen alle Widerstände und Schwierigkeiten von männlichen Vorgesetzten und Kollegen schafft sie es, in die Tauchtruppe der Werft aufgenommen zu werden. Jetzt beginnt endlich ihr Leben und sie kann sich aus ihrer Einsamkeit befreien.
Jennifer Egan zeichnet ein faszinierendes und schillerndes Bild von New York während der 30er und 40er Jahre. Ihre Beschreibungen des geschäftigen Treibens und des Lärms auf der Werft in Brooklyn lässt die Leser schnell in diese fremde Welt eintauchen.

Tipp von Beatrice Altorfer: The Punishment She Deserves / Elizabeth George

Die Fans der Krimireihe mit Inspector Lynley mussten sich lange gedulden, doch jetzt ist der neuste Band draussen. Vorerst in Englisch, im Oktober erscheint er in Deutsch.
Fast 700 Seiten umfasst der neuste Fall, den Inspector Linley und Barbara Havers von Scotland Yard gemeinsam lösen. Die beiden verschlägt es in die Kleinstadt Ludlow, in die Grafschaft Shropshire. Dort hat ein Diakon angeblich Selbstmord verübt, nachdem er vom Stadtpolizisten verhaftet und vorübergehend ins örtliche Gefängnis gebracht worden war.
Barbara Havers und ihre neue Vorgesetzte Isabelle Ardery erhalten den Auftrag, bereits durchgeführte Abklärungen der örtlichen Polizei zu überprüfen. Barbara verbeisst sich in den Fall, während Ardery so schnell wie möglich nach London zurückkehren möchte um ihre privaten Probleme zu lösen. Nachdem Ardery vom Fall abgezogen wird, klären Inspector Lynley und Barbara zusammen den Fall auf. Auch diese Folge ist wie immer spannend und vergnüglich zu lesen, leider zeitweise etwas langfädig. Wer jedoch die anderen Fälle von Barbara Havers und Inspector Lynley kennt, geniesst einfach die erneute Zusammenarbeit der beiden vor der idyllischen Kulisse einer englischen Kleinstadt. Elizabeth George lässt die Leser eintauchen in die Geheimnisse, Lügenkonstrukte und dunklen Seiten ihrer Charaktere, sodass man bis zum Schluss gut unterhalten ist.der Krimireihe mit Inspector Lynley mussten sich lange gedulden, doch jetzt ist der neuste Band draussen. Vorerst in Englisch, im Oktober erscheint er in Deutsch.
Fast 700 Seiten umfasst der neuste Fall, den Inspector Linley und Barbara Havers von Scotland Yard gemeinsam lösen. Die beiden verschlägt es in die Kleinstadt Ludlow, in die Grafschaft Shropshire. Dort hat ein Diakon angeblich Selbstmord verübt, nachdem er vom Stadtpolizisten verhaftet und vorübergehend ins örtliche Gefängnis gebracht worden war.
Barbara Havers und ihre neue Vorgesetzte Isabelle Ardery erhalten den Auftrag, bereits durchgeführte Abklärungen der örtlichen Polizei zu überprüfen. Barbara verbeisst sich in den Fall, während Ardery so schnell wie möglich nach London zurückkehren möchte um ihre privaten Probleme zu lösen. Nachdem Ardery vom Fall abgezogen wird, klären Inspector Lynley und Barbara zusammen den Fall auf. Auch diese Folge ist wie immer spannend und vergnüglich zu lesen, leider zeitweise etwas langfädig. Wer jedoch die anderen Fälle von Barbara Havers und Inspector Lynley kennt, geniesst einfach die erneute Zusammenarbeit der beiden vor der idyllischen Kulisse einer englischen Kleinstadt. Elizabeth George lässt die Leser eintauchen in die Geheimnisse, Lügenkonstrukte und dunklen Seiten ihrer Charaktere, sodass man bis zum Schluss gut unterhalten ist.

Tipp von Beatrice Altorfer: Wir Strebermigranten / Emilia Smechowski

Emilia Smechowski ist gebürtige Polin. Als fünfjähriges Mädchen flieht sie 1988 mit ihren Eltern nach Deutschland. Genau wie alle ihre Landsleute, die nach Deutschland emigriert sind, assimiliert sich die Familie nun komplett in ihrer neuen Heimat. Polen wollten in Deutschland nicht als Migranten auffallen, darum lernten sie so schnell wie möglich Deutsch. Sie verkehrten auch nicht mit ihren eigenen Landsleuten, sodass sie häufig erst nach Jahren herausfanden, dass ihre Freunde eigentlich auch aus Polen stammten. Emilias Eltern sind sehr ehrgeizig und üben grossen Druck auf das Mädchen aus. Schulerfolg steht an erster Stelle. Doch Emilia spürt immer wieder, dass ein Teil von ihr fehlt – ihre polnischen Wurzeln. Ihre Eltern haben ihre Vergangenheit im sozialistischen Polen hinter sich gelassen und wollen auf keinen Fall als Polen erkannt werden. Darum verbieten sie ihren Kindern auch, in der Öffentlichkeit deutsch zu sprechen. Emilia versucht, ihren eigenen Weg zu finden und verlässt ihre Familie, als sie erst 16 Jahre alt ist. Auf sich allein gestellt und ohne finanzielle Unterstützung durch ihre Eltern versucht sie herauszufinden wer sie ist, woher sie kommt und was sie will.
Die Journalistin und Autorin Emilia Smechowski entwirft in ihrer Biografie stellvertretend für viele polnische Migranten in den 1980er Jahren ein Porträt ihres Lebens in der neuen Heimat.

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