Tipp von Roland Wahl: Rebel, In den Fängen des Terrors

Erschütternd, heftig, eindrücklich – ein unglaublich intensiver Film über die Mechanismen von terroristischen Strukturen, mit denen der IS Angst und Schrecken verbreitet.
Kamal, der sich als Kleinkrimineller und Rapper in Belgien durchschlägt, flüchtet nach Syrien, um der Verfolgung durch die Polizei zu entkommen. Dort hilft er als humanitärer Mitarbeiter in den Wirren des Bürgerkriegs, bevor er vom IS zur Unterstützung genötigt wird.
Zuerst noch als Kameramann tätig, wird er immer stärker mit kämpferischen Aufgaben betraut und schliesslich auch zum Einsatz von Waffen gezwungen. Doch damit kann er nicht umgehen und er möchte fliehen. Er wird aber gefasst und erfährt die unmenschlichsten Seiten von Krieg und Terror. Und damit nicht genug, auch sein kleiner Bruder in Belgien wird bereits mit dem Gedankengut des IS beeinflusst. Ein dichter, erschütternder Film, der das Böse im Menschen offen legt.

Tipp von Petra Novak: All the Beauty and the Bloodshed

“All the Beauty and the Bloodshed” ist ein fesselnder biographischer Dokumentarfilm über das Leben der Fotografin Nan Goldin. In diesem tief bewegenden Film wird Goldin sowohl als Künstlerin als auch als Aktivistin porträtiert.

Nan Goldin ist eine amerikanische Fotografin, die für ihre schonungslos direkten Bilder bekannt ist. Ihre intimen Aufnahmen dienen als visuelle Autobiografie, in der sie sich selbst und die ihr nahestehenden Personen dokumentiert, insbesondere in der LGBTQ-Gemeinschaft und der heroinabhängigen Subkultur. Goldins Werke sind in renommierten Sammlungen weltweit vertreten, darunter das Museum of Modern Art in New York, die Tate Modern in London und das Centre Georges Pompidou in Paris.

Als Aktivistin richtet Goldin ihren Kampf gegen die Pharmadynastie Sackler, die hinter OxyContin und der Opioid-Krise in den USA steht. Goldin, die OxyContin zur Schmerzlinderung verschrieben bekam und fast sofort süchtig wurde, gründete die Advocacy-Organisation Pain (Prescription Addiction Intervention Now), um die Reputationswäsche des Sackler-Namens durch grosszügige Spenden an Museen und Galerien herauszufordern.

Die Regisseurin Laura Poitras, die bereits einen Oscar für die Dokumentation “Citizenfour” gewonnen hat, erzählt in diesem poetischen Film Goldins rührende persönliche Geschichte und zeigt wie ihr Aktivismus dazu beigetragen hat, dass grosse Museen keine Spenden mehr von den Sacklers annehmen.

Tipp von Roland Wahl: Ein Mann namens Otto

Kurz vor der Pension verliert Otto seine geliebte Ehefrau. Alleine und missmutig nervt er seine Umgebung mit seiner pedantischen Aufseher- und Ordnungs-Manie.
Völlig aus dem Gleichgewicht bringen ihn die neuen Nachbarn. Marisol und ihre junge Familie schaffen es tatsächlich, den griesgrämigen Witwer aus seinem selbstgewählten Reduit herauszuholen und seine ablehnende Fassade einzureissen.
Bereits die erste Verfilmung der Romanvorlage von Fredrik Backman im Jahr 2015 (Ein Mann namens Ove) hatte überzeugt. Nun folgt also die amerikanische Version mit Tom Hanks in der Hauptrolle. Tragisch, komisch, berührend, entschlossen – Tom Hanks gibt der Rolle von Otto genau die richtige Dosis. Die weiteren Figuren erhalten im Verlaufe des Films mehr Tiefe und Struktur, so dass ein stimmiges Ganzes entsteht. Auch die Rückblenden aus Ottos früheren, glücklichen Jahren mit seiner Sonya tragen zu einem eindrücklichen Filmerlebnis bei. Vier von fünf Sterne.

Tipp von Christine Dietiker Dahinden: Der Waldmacher

Der berühmte Filmemacher und Oscar-Gewinner Volker Schlöndorff begleitet den australischen Agrarwissenschaftler Tony Rinaudo zurück an die Orte seines wirkungsvollen Schaffens.

Tony Rinaudo hat 2018 den Alternativen Nobelpreis erhalten für seine erfolgreichen Wiederaufforstungsprojekte in Afrika. Seine Entdeckung ist als „Farmer Managed Natural Regeneration“ (FMNR) bekannt. Jahrelang hatte der Agrarforscher mit herkömmlichen Neuanpflanzungen von Bäumen in Wüstengebieten keinen Erfolg. Die Pflanzen verdorrten meistens früher oder später aufgrund verschiedener Faktoren.

Dann aber war es Tony Rinaudo, der an manchen trockenen Stellen mitten in der Wüstenlandschaft des Niger kleine Sträucher mit zartsaftigen grünen Blättern entdeckte. Rinaudo ging diesem Phänomen auf den Grund und stellte fest, dass diese Sträucher eigentlich kleine Bäume waren, deren Wurzelwerk bis tief ins felsige Erdreich unter dem Sand reichten. Bis in eine Tiefe, wo Wasser in genügendem Mass vorhanden ist für das Wachstum ganzer Wälder, die ja in früheren Zeiten an der Stelle der heutigen Wüsten noch standen.

Der Film ist packend und berührend zugleich. Als gehörten wir zum Forschungs- oder Filmteam, werden wir mitgenommen zu den kargen Siedlungen im Niger, wo Rinaudo überall von der Bevölkerung herzlich empfangen und gefeiert wird. Wir treffen seine Community, die sich über viele Länder erstreckt.

Wir lernen an Tony’s Seite, wie einfach und wirkungsvoll seine Methode des Baumschnitts anzuwenden ist.
Erstens: Erkennen der grünen Bäumchen in Bodennähe. Zweitens: Entscheiden, welche Äste für ein starkes Wachstum stehen bleiben sollten. Drittens: Schneiden der unnötigen Triebe. Viertens: Regelmässiges Jäten, damit das zarte Wurzelwerk im Erdreich nicht von konkurrierendem Unkraut verdrängt wird.

Rinaudo hat es geschafft, dass Wälder spriessen und erstarken, wo jahrzehntelang Wüste sich Raum nahm. Er hat es geschafft, dass Gemeinden und Regionen den Schutz des Baum- und Waldwuchses als erste Priorität in ihr Programm aufgenommen haben. So werden manchenorts ganze Neuaufforstungen mittels Zäunen und durch patrouillierende Ranger bewacht, so dass weder wilde Ziegen noch holzsuchende Anwohner den noch fragilen Neuforstgebieten gefährlich werden können.

Diese Dokumentation lässt Freude und Hoffnung wachsen, dass unser Planet noch zu retten ist. Wenn aus Wüsten wieder Wälder wachsen, dann ist es noch nicht zu spät.

Hier der Link zum Medium

Tipp von Roland Wahl: Die goldenen Jahre

Nach 37 Jahren wird Peter pensioniert. Wie geht es nun weiter? Alice, seine Frau, hat verschiedene Projekte und einen grossen Bedarf nach gemeinsamen Unternehmungen. Peter hingegen möchte alles ein bisschen ruhiger angehen. Als die beste Freundin von Alice bei einer Wanderung an einem Herzversagen stirbt, schlägt Peter vor, Witwer Heinz auf die gemeinsame Kreuzfahrt im Mittelmeer mitzunehmen, damit dieser die Trauer um seine Frau so verarbeiten kann.
Doch das geht gründlich schief. Die unterschiedlichen Interessen der drei münden in einer Beziehungskrise, in der sich jeder bewusst werden muss, wie das Leben in den „goldenen Jahren“ aussehen soll.
Keine ganz leichte Kost, aber mit hervorragenden Schweizer Schauspielern authentisch und ehrlich gespielt, für die Generation Ü50 ein mögliches Szenario zum Nachdenken und Besprechen.

Tipps von Roland Wahl: „Ticket ins Paradies“ und „Der Gesang der Flusskrebse“

Zwei Filme – zwei Welten. Einmal die „Altstars“ Julia Roberts und George Clooney in einer Beziehungskomödie, auf der anderen Seite ein mystisches Drama mit einem noch nicht so bekannten Cast.

Julia Roberts und George Clooney spielen ein zerstrittenes, geschiedenes Paar, welches die Hochzeit ihrer Tochter in Bali verhindern will. Eigentlich hatten die beiden Superstars wohl ziemlich Spass an diesem Dreh. Doch der berühmte Funke will überhaupt nicht springen. Die Geschichte ist so banal und vorhersehbar, die Hürden so plump, die Gags so lahm – ein absolut enttäuschendes Filmerlebnis. Ein Stern von fünf.

Ganz anders die Verfilmung des Bestsellers „Der Gesang der Flusskrebse“. Eine eindrückliche Story in einer mystischen Wasserlandschaft in North Carolina. Das Marschmädchen Kya wächst in den 60er-Jahren alleine in den Sümpfen auf. Einzig Tate, einen Burschen aus dem Dorf lässt die scheue, vorsichtige Kya an sich heran. Er bringt ihr Lesen und Schreiben bei. Weil Tate für seine Ausbildung das Dorf verlässt, gerät Kya an Chase, einen Typen mit falschen Absichten. Wer ist Schuld am Tod von Chase, der am Fusse eines Feuerwachturms gefunden wird?

Ein mystische Geschichte in einer eindrücklichen Szenerie mit einer starken Besetzung, allen voran Kya.

Ein wahres Filmerlebnis, viereinhalb von fünf Sterne.

Tipp von Lilo Moser: Small Town Criminals – Vollzeiteltern, Teilzeitgauner

In ihrer Jugend verdienen Nina und Erik, ein frisch verliebtes Paar, gemeinsam mit ihrer Komplizin Jacqueline ihren Lebensunterhalt als erfolgreiche Trickbetrüger. Kein Job ist ihnen zu gefährlich, Nervenkitzel ist vorprogrammiert. Als Nina schwanger wird, beschliessen die beiden fortan ein ruhiges und gesetzestreues Leben in einem Vorort von Kopenhagen zu führen. 17 Jahre später: Die Tochter ist mittlerweile Teenager und der Sohn 8 Jahre alt, es kriselt in ihrer Ehe und in der Familienkasse herrscht permanente Ebbe. Genau in dem Moment bietet Jacqueline ihnen an, beim letzten grossen Coup mitzumachen …..

Oft wissen mein Mann und ich nach ca. 10 Minuten, ob uns eine Serie gefällt oder nicht. Diesmal war rasch klar, diese Serie zieht uns voll in ihren Bann. Vom ersten Moment an ist es spannend, man leidet und hofft mit Nina und Erik mit. Immer wieder nimmt die Geschichte einen unerwarteten Verlauf und das Ende ist einfach genial. Diese Serie verspricht gemütliche Stunden im Homecinema.

Tipp von Roland Wahl: Bullet Train

Dass eine Zugfahrt eine sehr blutige Angelegenheit sein kann, ist doch eher überraschend, wenn wir eine Zugfahrt mit der SBB antreten. Doch die Sache im Film von David Leitch läuft ziemlich aus dem Ruder.

Als Auftragskiller übernimmt Brad Pitt einen scheinbaren Routineauftrag, als er einen Koffer in einem japanischen Schnellzug ausfindig machen soll.

Doch die Sache wird kompliziert und chaotisch, weil fünf weitere Killer mit unterschiedlichen Auftraggebern im gleichen Zug sitzen. Die Enge in der rasenden Blechbüchse, die blutigen und heftigen Kämpfe, bei denen ganz normale Gegenstände eine enorme Verstärkung der Schlagkraft bedeuten, die ausserordentliche Pünktlichkeit des Zuges – es ist eine bild- und farbgewaltige Szenerie, die mit viel schwarzem Humor gewürzt wird und sich in einem finalen Furioso im wahrsten Sinn des Wortes überschlägt.

Brad Pitt ist bestens aufgelegt, auch die übrigen Schauspieler überzeugen. Unbedingt auf einer grossen Leinwand schauen, aber nichts für Zartbesaitete.

Tipp von Christine Dietiker: DVD «Mein Jahr in New York – nach dem Bestseller «Lieber Mr. Salinger» von Joanna Rakoff»

Der berühmte Autor J.D. Salinger will unter keinen Umständen Fanpost erhalten. Um dies zu gewährleisten, kümmert sich sein Verlag um lückenlose Kontrolle und Entsorgung seiner eingehenden Briefpost. Joanna, die junge und ehrgeizige Absolventin eines Literatur-Studiums, setzt sich zum Ziel, bald selbst erfolgreiche Romanautorin zu werden und bewirbt sich bei der altmodischen und strengen Verlagsleiterin.
Nun ist es Joannas Aufgabe, täglich Berge von emotionalen Fanbriefen zu lesen und nach einem jahrelang bewährten Antwort-Schema abzuweisen. Die Abgrenzung fällt ihr zunehmend schwer. Einzelne Fans melden sich regelmässig oder besonders ausdrucksstark und drängend. Für Joanna beginnt eine Gratwanderung zwischen der Loyalität zu ihrer Auftraggeberin und ihrem inneren Rechtsempfinden als sensible Literatin. Überraschende Ereignisse bringen schliesslich eine unerwartete Wende.

Der Film ist ideal für einen Wohlfühlabend. Mit einer gewissen Grundspannung und hervorragend gespielt von zwei bravourösen Hauptdarstellerinnen – Sigourney Weaver und Margaret Qualley – ist für Unterhaltung gesorgt. Wer hat nicht schon gehört vom „Fänger im Roggen“? Salingers Autorenleben bietet besten Stoff für Buch und Film. Ein wunderbarer Blick in die Literaturwelt im New York des vergangenen Jahrhunderts.

Tipp von Roland Wahl: Ambulance

Aus finanziellen Gründen rutscht der junge Familienvater Will in eine kriminelle Aktion. Diese läuft komplett aus dem Ruder. Zusammen mit seinem Bruder flüchtet er in einem Rettungswagen quer durch Los Angeles. Dass sich ein schwer verletzter Polizist und eine junge Sanitäterin ebenfalls in diesem Rettungswagen befinden, macht die Situation ziemlich kompliziert.

Trotz über zwei Stunden Laufzeit kommt erstaunlicherweise nie Langeweile auf. Die Beziehung unter den Brüdern wird aufgerollt, die Dramatik mit dem verletzten Polizisten und die Rolle der Sanitäterin Cam, die unter schwersten Bedingungen eine Kugel aus dem Polizisten herausholt, sorgen für Abwechslung und Spannung. Bildgewaltige Umsetzung, das auf einer möglichst grossen Leinwand noch besser wirken dürfte. Zwei Stunden Action-Unterhaltung der besseren Sorte, 4,5 von 5 Sternen.

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