Tipp von Annemarie Peier: Dein Schatten tanzt in der Küche / Barbara Frischmuth

«Ich will leben. Ein Leben leben, das es mir wert ist, gelebt zu werden.»

Amelies Vorsatz, in einer Zeit der Verzweiflung gefasst, könnte für jede der fünf Frauen gelten, von denen hier erzählt wird: Darya, die die Flucht übers Meer wagt – Agnes, die zur Grossmutter wider Willen für ein fremdes Kind wird – Amelie, einer « prekären siebzigjährigen Schauspielerin» – Paula, die ungerührt ihre Geiss spazieren führt – Doris, die endlich ihrem Ex-Verlobten nicht mehr zur Verfügung stehen wird.

Barbara Frischmuth geht es stets um starke, sensible, sinnliche Frauen, die sich behaupten müssen.

Auch diesmal sind es Lebensgeschichten über Selbstbehauptung und Einsamkeit, fünf Frauenschicksale, fünf Versuche, sich nicht unterkriegen zu lassen – weder von den Zeitläufen noch von Männern und schon gar nicht vom Alter.

Tipp von Maja Gebhard: Ein dunkler Abgrund / Nicci French. – C. Bertelsmann

Nach der Trennung von Poppys Vater leben Tess und ihre dreijährige Tochter Poppy alleine in einer Wohnung. Für Tess ist Poppy das Wichtigste in ihrem Leben. Sie muss lernen, dass sie nicht immer für sie da sein kann, um auf sie aufzupassen, was ihr nicht immer leicht fällt. Nach einem Wochenende von Poppy bei ihrem Vater findet Tess unter einem Stapel fröhlich, bunter Zeichnungen ein Bild gemalt mit schwarzer Kreide, einfach, simpel, brutal und erschreckend. Tess versteht das Bild nicht. Sie ist sich sicher, dass Poppy während des Wochenendes etwas brutales mit ansehen musste. Niemand will ihr glauben, ist es doch nur die Zeichnung einer Dreijährigen. Doch Tess kennt ihre Tochter, ihr Verhalten hat sich seit dieser Zeichnung verändert. Beharrlich geht sie allem nach, lässt Freunde, Bekannte, Poppys Vater und ihren neuen Freund überprüfen. Sie wird beschimpft, stösst auf Widerstand auch von Seiten der ermittelnden Beamten in diesem Fall und muss damit rechnen, dass ihr Poppy vom Vater genommen wird. Bis die ganze Geschichte eine unerwartete Wende nimmt….
Ein sehr spannender Thriller mit vielen unerwarteten, überraschenden Geschehnissen, absolut empfehlenswert!

Tipp von Lilo Moser: Schattentanz / Lukas Hartmann

Die Bilder von Louis Soutter (1871-1942) können heute in Museen und Ausstellungen bewundert werden. Zeit seines Lebens führte der Schweizer Künstler ein Aussenseiterdasein, am Rande der Gesellschaft. Ausser seinem berühmten Cousin Le Corbusier erkannte kaum jemand die Ausdruckskraft und Qualität seiner düsteren Bilder. In den 30er-Jahren des 20. Jahrhundert malte er düstere Bilder von schwarzen Menschen, welche qualvoll sterben. Es ist, als ob er den Holocaust vorausgesehen hätte ….

Die Kindheit und Jugend verbrachte Louis, zusammen mit Schwester und Bruder, in einem lieblosen Elternhaus in Morges am Genfersee. Er war sehr musikalisch und künstlerisch begabt. Er begann zunächst an der Universität Lausanne ein Ingenieurstudium, brach es jedoch ab zugunsten eines Architekturstudiums in Genf. Auch dieses beendete er nicht und wechselte nach Brüssel, wo er beim berühmten Geiger und Komponisten Eugène Ysaÿe Unterricht nahm. Dort lerne er die Violinistin Madge Fursman kennen, die er später heiratete. Zusammen zogen sie nach Colorado Springs. Die Ehe wurde bald wieder geschieden, Louis scheiterte bei der Arbeit und kehrte wieder in die Schweiz zurück. Von da an reiste er als Musiker durch die Schweiz und lebte von gelegentlichen Engagements. 1923 – 52 Jahre alt – wurde er gegen seinen Willen, jedoch mit Zustimmung seiner Familie in ein Altersheim im waadtländischen Jura in Ballaigues eingewiesen. Dort lebte und malte er, bis er 71jährig einsam und verlassen starb.

Lukas Hartmann beleuchtet in seinem biographischen Roman das Leben von Louis aus verschiedenen Blickwinkeln. Es sind die Weggefährten Le Corbusier – der Cousin, Marie-Cécile – die Mutter, Jeanne – die Schwester oder la Directrice – die Direktorin des Altersheims von Ballaigues, welche seinen Lebensweg beschreiben. Wie der Autor habe auch ich die Ausstellung von Bildern mit Louis Soutter im Basler Kunstmuseum von 2002 gesehen. Den Autoren hat die Ausstellung zum Schreiben inspiriert. Ich hatte das grosse Glück, den Roman jetzt zu lesen und mir die Bilder von Louis Soutter wieder vor Augen zu führen.

Lukas Hartman, geboren 1944 in Bern, studierte Germanistik und Psychologie. Er war Lehrer, Journalist und Medienberater. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Bern und schreibt Bücher für Kinder und Erwachsene. Er ist einer der bekanntesten Autoren der Schweiz und steht mit seinen Romanen regelmässig auf der Bestsellerliste.

Tipp von Roland Wahl: Kidnapping, Staffel 1

Die Festtage und damit die Möglichkeit, vertiefter oder ein bisschen länger als üblich Filme zu gucken, sind zwar vorbei. Doch die TV-Serie „Kidnapping“ hat durchaus das Potenzial, auch im Januar mehr Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen als „normal“ – die guten Vorsätze verschieben wir auf später.

Kommissar Rolf Larsen ermittelt in einem Kindes-Entführungsfall. Wegen besonderen Umständen muss er im Rahmen der Ermittlungen auch seine Tochter Andrea auf eine Fähre mitnehmen. Er lässt diese nur einen ganz kurzen Moment alleine im Kinderwagen. Als er zurück kommt, ist seine Tochter weg. Über Bord gespült? Entführt? Gibt es einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Fällen? Durch Zufall kommt es Jahre später zu einer überraschenden Wende und Rolf Larsen wird ins Ermittlerteam zurück geholt. Dabei kommt die Polizei einem grenzüberschreitenden Kinderhandel auf die Spur. Hochspannend fügen sich die einzelnen Handlungsfelder zum grossen Ganzen zusammen. Ausgezeichnete Schauspieler tragen wesentlich zum Erfolg dieser Fernseh-Serie bei. Hoffentlich kommt da noch eine zweite Staffel dazu. Fünf von fünf Sternen.

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